
Eintopf à l’Europe
Der Legende nach soll der französische König Heinrich IV. gesagt haben, dass jeder Bauer am Sonntag ein Huhn im Topf haben sollte. Nun bin ich zwar kein Bauer, und es erscheint mir auch übertrieben, jede Woche ein Huhn zu kochen. Doch zu besonderen Anlässen wie Ostern gehört es sich für mich einfach, ein geflügeltes Festmahl zuzubereiten.
Mein heuriger Oster-Eintopf besteht außer einem zerlegten Huhn noch aus viel Gemüse, Pilzen und einer Flasche Wein. Coq au vin nennen das die Franzosen. „Coq au vin de lac de Constance“ müsste es korrekt heißen, schließlich ersetze ich den französischen Rotwein durch Weißwein vom deutschen Bodenseeufer.
Damit wage ich eine kulinarisch-kulturelle Aneignung, um den europäischen Geist durch die Küche wehen zu lassen. Davon können wir derzeit nicht genug haben. Denn angesichts machttrunkener Präsidenten, die Europas liberale Demokratien auseinanderdividieren wollen, erscheint mir das Zusammenrücken vernünftiger Kräfte über die Staatsgrenzen hinweg geboten.
Das zerlegte Huhn
Zuerst schneide ich das Huhn in grobe Stücke, die Brüstchen halbiere ich etwa quer, und mariniere das Fleisch mit etwas Öl und den Gewürzen. Dann heize ich das Backrohr auf 160° Umluft ein. In einem Schmortopf erhitze ich einen Schuss Öl und einen Löffel Butter. Darin brate ich die Hühnerstücke beidseitig scharf an.
Den gehackten Knoblauch füge ich bei, dann salze und pfeffere ich, ehe ich in kleinen Etappen immer wieder mit einem kräftigen Schuss Wein ablösche. Die Flüssigkeit lasse ich immer wieder einkochen, bis der Großteil der Flasche leer ist. Ein Glas würde ich mir natürlich für das Essen aufbewahren.

Dann gieße ich mit einem Glas Wasser oder – noch geschmackvoller – mit Hühnerbrühe auf. Den Topf decke ich ab, bevor ich ihn für eine halbe Stunde ins Backrohr stelle. Inzwischen schäle ich die Kartoffeln und Karotten und schneide sie gemeinsam mit dem Sellerie in mundgerechte Stücke. Auch die Schalotten werden geschält, größere Exemplare sogar noch halbiert. Übrigens fällt mir immer dann, wenn ich Gemüse zurechtstutze und in einen heißen Topf werfe, das erfrischend unkorrekte Comedystück „Platte der sieben Grausamkeiten“ des legendären Otto Waalkes ein.
Der abgedeckte Topf mit dem Gemüse komme nun noch einmal für gut 20 Minuten in den Ofen. Dann gebe ich noch die halbierten Champignons und die Kräuter zum Eintopf und schmore den Topf – diesmal ohne Deckel – nochmals für gute 20 Minuten im Rohr. Schließlich schmecke ich mit Salz und Pfeffer ab und serviere den großartigen Frühlingseintopf mit meinem Lieblingsbrot.

Musik zur Frühjahrssonne
Zum aufkommenden Frühling passt auch der abschließende Musiktipp. Rund um den Bodensee gedeihen nicht nur feines Gemüse oder Trauben für guten Weißwein, sondern auch Musik internationalen Formats. Etwa von der Band „Provinz“ aus Oberschwaben, die mit eingängigem Indiepop alles andere als hinterwäldlerische Musik macht. Frei nach Gerhard Polt, der einmal sagte: „Provinz ist eine Behauptung“.
Davon zeugt das Album „Pazifik“ mit Titeln wie „Sommer macht melancholisch“, das mich auf die warme Jahreszeit einstimmt. Entdeckt und schätzen gelernt habe ich die Band und den Song kürzlich in einer Folge des ZDF-Magazins Royal, wo Provinz gemeinsam mit dem Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld aufgetreten sind. Gut, dass ich eingeschalten habe!
Zutaten für sechs Personen:
1 ganzes Bio-Huhn oder Teile davon (zB 4 Keulen und 2 Brüstchen, etwa 1 kg), 1 Fl. Weißwein vom Bodensee, ¼ l Wasser oder Hühnersuppe, je 400 g festkochende Kartoffeln, Karotten und Champignons, 2 Stangen Sellerie, 6 Schalotten oder kleine Zwiebeln, 4 Knoblauchzehen, 1 EL Paprikapulver, etwas gem. Kreuzkümmel und Cayennepfeffer, Salz, Pfeffer, Butter und Olivenöl, ein paar frische oder getrocknete Kräuter, Brot
Musiktipp:
Album „Pazifik“ von Provinz aus dem Jahr 2025
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