
Es ist noch Suppe da.
Zeit für den letzten Topf Spargelsuppe
Kaum hat die Spargelsaison begonnen, neigt sie sich auch schon dem Ende zu. Ginge es bei Amtszeiten fragwürdiger Präsidenten doch auch so schnell. Beim Spargel darf ich also keine Zeit verlieren. Vor Jahren meinte ich noch, er sei überbewertet und nur Projektionsfläche für die Frühlingsfreude vieler Menschen. Aber inzwischen habe ich ihn lieben gelernt.
Ob weiß oder grün, das ist mir einerlei. Wobei mir nach vielen Frühjahren klargeworden ist, dass grüner Spargel in die rauchende Grillpfanne gehört, bevor er mit Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Pfeffer mariniert wird. Das ist das einfachste, schmackhafteste, veganste Frühlingsgericht, das ich kenne.

Weißen Spargel hingegen dränge ich am liebsten in den Suppentopf. Zumal dann, wenn die Stangen krumm, gebrochen oder dürr geraten sind. Die zweite Wahl ist willkommen, schließlich fällt ihr äußerliches Manko nach dem Pürieren nicht mehr ins Gewicht.
Bei dieser eleganten Suppe verzichte auf alles, was sie rustikal machen könnte – weder deftige Fleischbrühe, noch Kümmel oder Majoran haben etwas darin verloren. Diese Zutaten spare ich mir für den Herbst auf. Hier lasse ich höchstens ein paar dekorative Schnittlauch-Blüten über die fertige Suppe rieseln. Noble Zurückhaltung ist gar nicht das Schlechteste, wenn die Welt durch eine ungezügelte und grobe Phase holpert.
Auf in die Suppenküche
Wenn ich gewöhnlichen, weißen Spargel zubereite, bewahre ich das Kochwasser auf – diesen schmackhaften Fond verwende ich dann zum Aufgießen dieser Suppe. Auch klare Gemüsesuppe tut natürlich ihren Dienst. Nur eben kräftige Fleischbrühe, wie ich sie sonst für großartige Suppen liebe, passt nach meinem Geschmack nicht zu Spargel.
Ich schäle den Spargel und schneide ihn in kleine Stücke. Die Spargelköpfe gebe ich in eine Schüssel, die brauche ich später als Suppeneinlage. Die anderen Stücke und die gehackte Zwiebel brate ich in heißer Butter an. Dazu kommt eine kräftige Prise Salz, dann lösche ich mit Weißwein oder Wermut ab.
Ist der verkocht, gieße ich mit heißem Spargelfond oder Suppe auf, nach einigen Minuten kommt der Rahm dazu, wieder etwas später püriere ich die Suppe mit dem Stabmixer und drücke sie durch ein feines Sieb. Um sie zu binden, rühre ich einen Schöpflöffel Suppe mit der Maisstärke an und gieße sie zurück in den Topf.
Auch die geparkten Spargelköpfe kommen nun dazu, sie werden in wenigen Minuten weich. Unter Rühren koche ich sie wieder auf, schmecke mit Salz, Pfeffer, Chili und einem Spritzer Zitronensaft ab. Dann wird serviert, am besten mit einem großen Stück Lieblingsbrot.

Musiktipp: „Reprise“ von Moby
Die heurige Frühsommer-Musik stammt aus der Feder von Moby. Genau 22 Jahre ist es her, als ich ihn erstmals live gesehen habe – eher zufällig auf einer Nebenbühne eines Musikfestivals. Er sang We Are All Made Of Stars, was wunderbar in diese lauen Sommernacht passte.
Derzeit höre ich liebend gerne sein Akustik-Album „Reprise“, das erstaunlicher Weise im Klassik-Label Deutsche Grammophon erschienen ist. Darauf hat Moby einige seiner eingängigsten Titel akustisch eingespielt, etwa Everloving oder Natural Blues mit Unterstützung von Gregory Porter und Amythyst Kiah. Dass Moby in New York ein (vegetarisches) Restaurant betreibt, lässt mir seine Musik noch passender zur Spargelsuppe erscheinen.
Zutaten für bis zu 6 Suppenfans:
1 kg zweitklassiger, weißer Spargel, 1 Zwiebel, 200 ml Weißwein oder Wermut, 1,2 Liter klare Suppe (am besten Spargel- oder Gemüsefond), 250 ml Rahm, 50 g Butter, Pfeffer, Salz, etwas Zitronensaft, ein TL Maisstärke
Musiktipp:
„Reprise“ von Moby aus dem Jahr 2021, Label Deutsche Grammophon
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