Last-Minute-Geschenke.

Was tun, wenn es die Menschen-Ansammlungen in den Einkaufszentren zu vermeiden gilt, der Lockdown die Geschäfte schließt und Pakete verspätet anzukommen drohen? Genau: Dann werden die Geschenke einfach selbst gemacht. Hier sind drei Feinheiten aus dem Probelokal-Fundus. Die Hauptrolle spielen Zitrusfrüchte.

Der Nikolaus hat es gut gemeint. Obwohl er heuer nicht einmal das Probelokal betreten durfte, legte er in gewohnt großzügiger Manier Orangen und Mandarinen vor die Türe. Da ich davon ausgehe, dass der moralisch korrekte, alte Mann ausschließlich Bio-Früchte zu verschenken pflegt, fließen Saft und Schale der überschüssigen, süß-sauren Früchte in die Geschenkeproduktion ein.

Da die Zeit wie immer im Advent knapp ist, greife ich diesmal auf etablierte Probelokal-Feinheiten zurück – das eine oder andere Rezept dürfte Stammleser/innen bekannt vorkommen.

Orangen-Mandarinen-Sirup
Mein heuriges Vorzeige-Rezept ist dieser weihnachtliche Sirup. Dazu wasche ich die Orangen und Mandarinen mit warmem Wasser ab. Man weiß schließlich nie, wie es heuer um die Hygiene des Nikolaus-Jutesacks steht. Ich trockne die Früchte und reibe ich die äußere, fein duftende Schale in eine große Schüssel.

Die Zitronensäure löse ich in einem Messbecher mit dem Wasser auf und gieße es über den Zitrus-Abrieb. Dazu leere ich den Zucker und werfe mit eleganter Handbewegung die Zimtstangen und Sternanis dazu, damit der weihnachtliche Touch des Getränks gewährleistet ist.

Die abgeriebene Schale liegt bereits in der Schüssel – mit den Gewürzen, Rohrzucker, Zitronensäure und Wasser.

Die Mischung wird gut durchgerührt, abgedeckt und an einem kühlen Plätzchen gelagert. Das kann der Kühlschrank sein, an Wintertagen wie diesen bieten sich auch Terrasse oder Balkon an. Dann wird alle paar Stunden einmal durchgerührt, bis sich nach zwei bis drei Tagen der Zucker aufgelöst hat. Cold-Brew-Syrup, so könnte man das nennen.

Der Sirup wird rechtzeitig vor der Bescherung durch ein feines Sieb in kleine Flaschen abgefüllt und – falls Sie ein paar davon entbehren können – an liebe Menschen verschenkt. Aufgegossen mit Mineralwasser entsteht herrliche Limonade für die Feiertage. Damit sind Sie und Ihre Lieben getränketechnisch auch für den nächsten Lockdown gerüstet!

Sirup allein zu Haus: Das ideale Getränk für den Lockdown an Weihnachten.

Weiche Orangen-Karamellen
Wir springen gleich zum Geschenke-Tipp Nummer 2. Sie kennen bestimmt die weichen Milch-Karamell-Bonbons aus dem Supermarkt. Die sind richtig gut. Noch besser schmecken sie selbstgemacht. Das Rühren des Karamells am eigenen Herd sorgt für Entspannung.

Außerdem kann man die bombastischen Grundzutaten – Kondensmilch, Butter und Zucker – noch mit einem Schuss Whiskey oder weihnachtlichen Gewürzen verfeinern. Kalorien sollten in Krisen- und Festtagszeiten schließlich nicht gezählt werden.

Rühren, bis die Temperatur stimmt. Das dauert, aber entspannt!

Geben Sie die Kondensmilch, die Butter, den Zucker und das Salz in einen Topf mit dickem Boden und erhitzen Sie die Feinheiten vorsichtig. Der Zucker löst sich bald auf, dann wird die Schale einer Bio-Orange fein in die Mischung gerieben, auch der Schuss Alkohol kommt dazu.

Nun gibt es keinen Interpretations-Spielraum mehr, Sie sollten sich unbedingt ans Rezept halten: Mit einem Küchen-Thermometer müssen Sie regelmäßig die Temperatur messen, denn die Mischung sollte relativ genau bei 115°C vom Herd genommen werden. Geduld ist notwendig, das vorsichtige Erhitzen und ständige Rühren kann gut eine Viertelstunde dauern.

Dann gießen Sie die Mischung in ein Blech, das mit einem Backpapier ausgelegt ist. Vorsicht – das Karamell ist sehr heiß! Das Blech kann man nun in der winterlichen Kälte, zB auf dem Balkon, abkühlen lassen. Nach rund zwei Stunden wird das Karamell in kleine Rechtecke geschnitten und in kleine Säckchen gestapelt, um sie zu verschenken. Die Karamell-Bonbons halten ein paar Wochen – sie schmecken allerdings so gut, dass sie Ihre Lieben gleich aufessen werden.

Das ausgekühlte Karamell wird in kleine Stücke geschnitten.

Orangen-Kekse
Zur Abrundung gibt es noch eine Sorte Kekse, die sich zum Verschenken eignet. Als Keksback-Muffel muss ich mich ein wenig dazu durchringen. Nehmen Sie die Butter aus dem Kühlschrank und lassen Sie sie bei Zimmertemperatur weich werden.

In einer Rührschüssel rühren Sie mit dem Mixer die Butter, den Zucker und den Vanillezucker schaumig, dazu kommen nacheinander die vier Eigelb. In die cremig gerührte Masse reiben Sie nun die äußere Schale der Orangen. Dann pressen Sie die Früchte aus und geben 100 Milliliter des Saftes in die Buttermasse.

Dazu kommen die Prise Salz und das gesiebte Mehl mit Backpulver. Diesen Teig verkneten Sie nun zu einer homogenen Kugel, die Sie in Klarsichtfolie einschlagen und eine gute Stunde in die Kühle stellen.

Ein wenig Weihnachtsbäckerei muss fast sein.

Dann rollen Sie den Teig aus – das geht am besten, wenn Sie ein Stück Teig auf einen Bogen Backpapier setzen, den Sie vorher mit etwas Mehl bestreut haben. Auf den Teil kommt ein Stück Klarsichtfolie. Mit dem Nudelholz können Sie nun ganz entspannt den Teig ca. 4 Millimeter dick ausrollen.

Dann stechen Sie Sterne aus und setzen sie auf ein Blech mit Backpapier. Übrigen Teig pressen Sie wieder zu einem Knödel zusammen, den Sie wieder ausrollen, um Sterne auszustechen. Ich war irgendwann zu faul dazu und backte (früher hieß es „buk“, das war origineller) einfach die Teigflecken um die ausgestochenen Stern-Flächen.

Im Backrohr, das Sie auf 180 Grad (oder 160 Grad Heißluft) vorgeheizt haben, werden die Sterne nun 10 Minuten lang gebacken. Auf die ausgekühlten Sterne pinseln Sie mit einem Pinsel die Glasur, die Sie aus dem Staubzucker-Orangensaft-Gemisch gerührt haben. Zum Drüberstreuen eignen sich gehackte Pistazien. So viel Orangensaft und Pistazien – diese Kekse müssen gesund sein! Die Kekse können nun in dekorativen Schachteln verpackt und zum Fest im Corona-Jahr kontaktlos vor die Tür lieber Menschen gelegt werden.

Die Orangen-Kekse können sich sehen lassen.

Musik aus dem Probelokal
Als musikalische Begleitung in Ihrer kulinarischen Weihnachts-Werkstatt empfehle ich das neue Weihnachtsalbum „A Very Chilly Christmas“ des exzentrischen Pianisten Chilly Gonzales. Der kanadische Pianist pflegt bei seinen Konzerten mit Pantoffeln und Bademantel aufzutreten. Das ist auch der ideale Dresscode für einen gemütlichen Winterabend auf der Couch, bei dem man die vorgestellten Geschenk-Rezepte auch durchaus selbst verkosten kann. Frohe Weihnachten!

Zutaten:
Orangen-Mandarinen-Sirup: 5 Bio-Orangen und 5 Bio-Mandarinen (Sie brauchen nur die fein abgeriebene Schale, das Fruchtfleisch können Sie essen oder zu Saft pressen), 50 Gramm Zitronensäure, 2 Kilogramm Rohrzucker, 3 Zimtstangen, 3 Sternanis, 1,5 Liter Wasser

Weiche Karamell-Bonbons: 680 Milliliter Kondensmilch, 125 Gramm Butter, 200 Gramm Rohrzucker, 10 Gramm Vanillezucker, 1 Prise Salz, 1 Bio-Orange, 1 Schuss Whiskey oder Rum

Orangen-Kekse: 500 Gramm Dinkelmehl, 140 Gramm Rohrzucker, 1 Esslöffel Vanillezucker, 4 Eidotter, 250 Gramm Butter, 100 Milliliter frisch gepresster Orangensaft, abgeriebene Schale von 3 Bio-Orangen, ein Teelöffel Backpulver, 1 Prise Salz; für die Glasur: 150 Gramm Staubzucker, 4 Esslöffel frisch gepresster Orangensaft, gehackte Pistazien

Musik:
Album „A Very Chilly Christmas“ von Chilly Gonzales aus dem Jahr 2020, Label Gentle Threat / Fontana North

Post Author: Dan

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may also like

Brot mit Schinken und Ei

Das Brot ist voll.

Baba mit ohne Rum

Baba, hausgemacht!

Zitronen-Limonade

Abwarten und Limonade trinken.

Hereinspaziert und ausprobiert

Willkommen in Dan’s Probelokal!
Auf dem Menüplan dieses Online-Lokals stehen stets frische Rezeptgeschichten. Als Beilage gibt es musikalische Entdeckungen und kritische Blicke auf unsere Gesellschaft.

Newsletter-Anmeldung
Wer sich für den Newsletter anmeldet, bekommt die Rezeptgeschichten immer vorab, frisch und heiß serviert. Senden Sie einfach eine E-Mail mit Betreff „Newsletter“ an dan@probelokal.com. Ihre Adresse wird natürlich nicht weitergegeben. Bis bald!

Folgen Sie Dan’s Probelokal

In Arbeit

Wermutstropfen

Der Verbrauch von Wermut im Probelokal ist erstaunlich hoch. Das liegt daran, dass der mit Gewürzen und Kräutern verfeinerte Weißwein (zB aus dem Hause Noilly Prat) fixer Bestandteil von Saucen und Risotto ist. Auch als Aperitif ist er nicht zu verachten. Unlängst habe ich ein großes Einmachglas mit südsteirischem Weißwein, etwas Weinbrand, frischem Wermut-Kraut und einigen Gewürzen angesetzt. Schon in wenigen Wochen werde ich ein paar kleine Flaschen mit hausgemachten Wermut abfüllen. Die Vorfreude ist groß!

Politisches Essen

Der Maissalat im Probelokal zeigt Flagge. Für ein friedliches Europa!

Zweite Wahl

Im Probelokal werden viele Rezepte ausprobiert. Doch nicht aus jedem wird eine eigene Geschichte, weil schlicht die Zeit dazu fehlt. Deshalb sehen Sie hier wechselnde Gerichte zweiter Wahl.

Falls ich Ihnen ein Rezept dieser Spalte senden soll, dann schreiben Sie mir: dan@probelokal.com. Und wenn Sie wollen, dann spenden Sie als Gegenleistung dem Verein „Herzkinder Österreich“ ein paar Euro. Vielen Dank!

Rhabarberkuchen

Frühlingshaftem Rhabarberkuchen kann niemand widerstehen. Außer die zugelaufene Katz‘ – die hält gar nichts von solchen süß-sauren Feinheiten.

Oder:

Borschtsch

Zum ersten Mal in der Geschichte des Probelokals gab es Borschtsch – eine Spezialität in der Ukraine und in Russland mit Rinderbrust und viel Roter Bete. Ganz langsam gekocht in Gedanken an die vielen Menschen in den Krisengebieten.

Oder:

Knusprige Kartoffelknödelchen

Sind es zu groß geratene Gnocchi? Oder zu klein gerollte Knödel? Oder gar zu runde Schupfnudeln? Egal, diese kleinen Knödel aus Kartoffelteig schmecken vorzüglich. In brauner Butter geschwenkt, vielleicht noch mit ein paar Speckwürfeln. Alpen-Streetfood vom Feinsten!

Rezept-Geschichten