
Frühsommer-Limonade.
Wenn Dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus – so lautet ein gut gemeintes Sprichwort, das ich schon allzu oft auf Kalendern lesen musste. Sauer macht ja auch nicht immer lustig. Angesichts meines Zitronen-Konsums und der Vorliebe für extra-saure Fruchtgummis müsste ich andauernd schallend lachen. Die Limonaden-Sprichworte sind eben auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

Ich mache Limo meist dann, wenn sie von der Jugend gefordert wird. Dann nütze ich die Chance, dem Industrieprodukt aus dem Supermarkt etwas Selbstgemachtes entgegen zu setzen. So kann ich die Zuckermenge steuern und beste Zutaten aussuchen, die nicht aus der Aromen-Fabrik stammen, sondern vom Produzenten des Vertrauens.
Selbst Rhabarber, botanisch gesehen ein Gemüse (nur nicht den Kindern verraten!), lässt sich im Frühsommer zu formidabler Limonade verarbeiten. Dann verwandle ich mich in bester Erinnerung an das Betthupferl aus meiner Jugend in einen Rhabarbapapa.
Zuerst entferne ich die restliche Erde, die noch an den Rhabarberstangen klebt. Dann ziehe ich die äußerste Schale dünn ab, schneide das Gemüse in Stücke und werfe sie in einen Topf. Darüber rieselt dann der Zucker, mit dem es sich der Rhabarber ein paar Minuten gemütlich machen darf.

Anschließend wasche und trockne ich die Zitrusfrüchte, reibe die Schale über die Rhabarber-Zucker-Mischung und presse dann den Saft dazu. Auch die Sternanis, der gewürfelte Ingwer und das Wasser kommen nun in den Topf geben. Die Mischung darf nun aufkochen und bei geringer Temperatur 20 Minuten köcheln.
Danach lasse ich die Mischung auskühlen, entferne die Sternanis und püriere mit dem Stabmixer. Durch ein engmaschiges Sieb lasse ich die Flüssigkeit in eine Schüssel tröpfeln. Im Idealfalls hilft mir ein Passiertuch, das quasi die Spreu vom Weizen trennt: Übrig bleibt dann nur der feine Sirup. Dann gieße ich mit Mineralwasser – Ihr Geschmack bestimmt das Mischverhältnis.

Und wenn ich dann mit einem großen Glas Rhabarber-Limo genüsslich unter einem Baum sitze, wenn ich müßiggehe oder einfach nur „sinnlose“, wie Gerhard Polt es nennen würde, wenn sich die Regenwolken der vergangenen Wochen lichten und mich die warmen Sonnenstrahlen des späten Frühlings blinzeln lassen, dann bekomme ich eine Ahnung, wie schön der Sommer werden könnte.
Die Musik dazu
Erst recht, wenn die Frühsommer-Abende vom neuen Album der Band „The National“ untermalt werden, nämlich „First Two Pages Of Frankenstein“. Das ist melancholischer Indie-Rock für Erwachsene, gesungen vom weißbärtigen Bariton Matt Berninger. Etwa bei „Eucalyptus“ oder „Once Upon a Poolside“. Nicht unbedingt lustig, aber sehr schön.
Zutaten für ein Wochenende mit frischer Limonade:
500 Gramm Rhabarber, 250 Gramm Rohrzucker, 2 Bio-Limetten (Zitronen tun es auch, 1 Orange dazu ist kein Muss, aber eine feine Variante), 1 Sternanis, 1 daumendickes Stück Ingwer, 500 Milliliter Wasser
Musiktipp:
Album „First Two Pages Of Frankenstein“ von The National aus dem Jahr 2023

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