Der dritte Gang des
Weihnachtsmenüs 2019.

Was ist der Höhepunkt des Weihnachtsfestes? Klar – der Moment, an dem am 24. Dezember ganz ergriffen das zauberhafteste Lied der Welt angestimmt wird: „Stille Nacht“. Dann singen sich die Menschen die Freuden und Sorgen des ausklingenden Jahres voller Pathos von der Seele. Aber es gibt noch einen zweiten Höhepunkt zum Fest: Das Zubereiten und Aufessen des Weihnachts-Desserts. Heuer glänzt es wie Gold.

Schon am Vortag des Festschmauses wecken Sie den in Ihnen schlummernden Patissier. Der ist nun gefragt, denn es müssen die Vorbereitungen für das weihnachtliche Weiße-Schokoladen-Eis getroffen werden. Dazu kochen Sie Rahm, Milch, Vanillezucker und Zimt auf, und nehmen dieses Dreamteam vom Herd. Dort darf es ein paar Minuten ziehen.

All I Want For Christmas
Die weiße Schokolade lassen Sie in einer Schüssel im heißen Wasserbad schmelzen. Stellen Sie die Schüssel mit der geschmolzenen Schokolade zur Seite; dabei versuchen Sie das Denkunmögliche, nämlich dem Verkosten der warmen, flüssigen Masse zu widerstehen. Ich weiß nicht, wie das gehen soll, deshalb schmelze ich mir immer ein paar Rippchen mehr. Die flüssige Schokolade schmeckt so klebrig-süß, wie der Weihnachtshit „All I Want For Christmas“ von Mariah Carey. Solcherart ist nur in Momenten festlichen Übermuts erträglich, sonst muss sie bitte das ganze Jahr über schweigen.

Ich nehme das Ergebnis vorweg. Denn ich kann es nicht erwarten!

In einer weiteren Schüssel schlagen Sie die Eigelbe und den Staubzucker im Wasserbad schaumig auf. Rühren Sie die geschmolzene Schokolade und die Rahm-Mischung in die Eigelb-Masse ein. Nun kommen die entscheidenden Minuten. Auf dem heißen Wasserbad rühren Sie mit einem Kochlöffel vorsichtig und gleichmäßig in der Rührschüssel herum, bis die Mischung nach ein paar Minuten etwas eindickt.

Vorsicht – sie darf nicht zu heiß werden. Sonst gerinnt das Ei und Sie können von vorne beginnen. Also nicht zu stark erhitzen, lieber lassen Sie sich ein paar Minuten länger Zeit, denken an die Höhepunkt des ablaufenden Jahres zurück, hören Sie das verkappte Dezember-Lied „Angel Of Harlem“ von U2 („It was a cold and wet december day….New York like a Christmas tree…“) und kommen damit sicher ans Ziel.

Die gerührte, leicht eingedickte Crème lassen Sie nun abkühlen – dabei summen Sie den passenden Winter-Blues „Baby It’s Cold Outside“ von Willie Nelson und Norah Jones. Am nächsten Tag wird die Masse in der Eismaschine gefroren. Sie können sie auch in einem flachen Gefäß ins Tiefkühlfach stellen und fest werden lassen. Bei dieser zweitbesten Variante sollten Sie aber immer wieder mit dem Schneebesen durchrühren, damit die Eismasse die richtige Konsistenz bekommt.

Selbstgemachte Hippenschalen
Schön sieht es aus, wenn Sie das Weiße-Schokoladen-Eis in einer selbstgemachten Hippenschale servieren. Deren Zubereitung ist gar nicht so schwer – hip, hip, hurra! In einem Pfännchen lassen Sie die Butter zergehen, während Element Of Crime „Wenn der Winter kommt“ dudeln. Verrühren Sie sie mit allen Zutaten außer den Mandelblättchen mit dem Schneebesen. Auf ein mit Backpapier belegtem Blech streichen Sie nun vier dünne Teigkreise aus, die mindestens 10 Zentimeter groß sein sollten. Darüber streuen Sie ein paar Mandelblättchen.

Die dünn gebackenen Hippen werden noch backofenheiß in kleine Schalen oder Kaffeetassen gedrückt. Sie werden schnell hart und ergeben ein essbares Gefäß.

Bei 180 Grad Heißluft backen die hauchdünnen Hippen für rund fünf Minuten – da geht sich übrigens gerade das Lied „I’ll Be Home For Christmas“ von Tift Merrit aus. Wenn der Teigrand leicht braun wird, nehmen Sie das Blech aus dem Ofen. Dann muss es schnell gehen: Mit einer Palette oder einem Tortenheber legen Sie die Hippe auf eine Tasse, drücken sie leicht hinein und formen somit ein kleines Schälchen. Das geht nur, wenn der Teig ganz frisch aus dem Ofen kommt und verarbeitet wird. Wenn Sie auch nur eine Minute warten, wird der gebackene Teig hart und brüchig. Dann kann nicht mehr geformt werden. Das tut dem herrlichen Geschmack keinen Abbruch, sieht aber nicht mehr so elegant aus.

Gebratene Äpfel mit Weihnachtsduft
Dann benötigen Sie nur noch die Bratäpfel für Ihr Weihnachtsglück. Nichts geht leichter, als das, vor allem, wenn dazu Mindy Smith ihren locker-leichten Weihnachtshit „It Really Is A Wonderful Life“ trällert: In einer Schüssel verkneten Sie die Nüsse, das Marzipan, Zimt und Likör oder Rum.

Mit dieser weihnachtlich duftenden Masse füllen Sie die ausgehöhlten Äpfel.

Die Äpfel befreien Sie mit einem Ausstecher vom Gehäuse. In die Öffnung drücken Sie die Nussmasse, beträufeln die Äpfel mit Honig und geben eine kleine Butterflocke darüber. Bei 180 Grad Heißluft dürfen die weihnachtlich gefüllten Äpfel nun in einer ofenfesten Form für eine halbe Stunde garen.

Man könnte die Äpfel zum Servieren auch halbieren – dann wird die feine Füllung freigelegt.

Sie schimmern wie Gold – und wenn Sie nicht Vorsicht walten lassen, schnappen sich rechtspopulistische Politiker noch die Äpfel, um sie in alpinen Seitentälern zu verstecken, weil sie sie für Goldbarren halten und für schlechte Zeiten vorsorgen wollen. Nichts da – die goldenen Äpfel krönen das Fest des Friedens. Sie werden auf einen Teller gesetzt und mit dem Weißen-Schokoladen-Eis in der Hippenschale serviert.

Zutaten:
Weißes-Schokoladen-Eis: 300 Milliliter Rahm, 300 Milliliter Milch, 20 Gramm Vanillezucker, ½ Teelöffel Zimt, 120 Gramm weiße Schokolade, 6 Eigelb, 40 Gramm Staubzucker, evtl. einen kleinen Schuss Rum, Kaffee- oder Haselnusslikör)
Hippenschalen: 30 Gramm Mehl, 30 Gramm Butter, 30 Gramm Staubzucker, 1 Eiweiß, ½ Teelöffel Zimt, 1 Esslöffel Mandelblättchen
Bratapfel: 4 Äpfel (am besten eine säuerliche Sorte wie Boskop), 100 Gramm gehackte Nüsse, 100 Gramm Marzipan, 1 Esslöffel Honig, 1 Esslöffel Butter, ½ TL Zimt, ein Schuss Haselnusslikör und/oder Rum

Post Author: Dan

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