Auf zum FFP2-Maskenball!

Dieser Tage spricht so manches für herrlich-altmodische Punschkrapfen. Erstens: Sie bringen Farbe in die grauen Tage und versüßen das bittere Corona-Geduldsspiel. Zweitens: Der Valentinstag verlangt nach einer selbstgemachten Überraschung aus der Backstube. Und drittens: Es gilt, den Fasching im eigenen Wohnzimmer zu zelebrieren.

Sie geht uns allen auf die Nerven, die Pandemie. Da haben wir geglaubt, dass im neuen Jahr alles leichter wird – und dann verschärft sich alles noch einmal. Das erinnert mich an lange zurück liegende Spiele-Nachmittage am Commodore 64: Wenn man meinte, am Ziel zu sein, kam stets noch der Endgegner um die Ecke und forderte die ganze Kraft. Sehr mühsam!

Und selbst den größten Faschingsnarren dürfte nach den Erfahrungen der letzten Monate die Freude am Maskentragen vergangen sein. Doch anstatt ausbleibenden Umzügen und Bällen nachzutrauern, sollte man sich im Februar einfach als Hobby-Konditor versuchen. Das macht Spaß und versüßt die Zeit bis zum ersehnten Impftermin und dem ersten Live-Konzert.

Zum Selberessen oder zum Verschenken am Valentinstag: Ein kleiner Punschkrapfen.

Die Törtchen müssen Sie nicht zwingend selber essen, sie eignen sich auch als Geschenk zum Valentinstag. Vielleicht auch als Versöhnungsgeste für mitunter liebe Menschen, die – gebeutelt von den Corona-Turbulenzen – zu Wut-Postern geworden sind, die sich vom vernünftigen, kritischen Selberdenken zum fragwürdigen Querdenken verleiten ließen, die inzwischen den Fakten, dem Rechtsstaat, den seriösen Medien und der Wissenschaft misstrauen und lieber an selbst gezimmerte, einfache Lösungen glauben.

Das nervt! Aber irgendwie sollten wir wieder zusammen finden. Und vielleicht nicht jedes gepostete Wort auf die Waagschale legen. Natürlich können die Punschkrapfen nur ein Anfang sein. Aber was für einer!

Backe, backe Kuchen
Mit dem Mixer oder – noch besser – in der Küchenmaschine schlagen Sie die Eier mit dem Zucker, dem Vanillezucker, der Prise Salz und der abgeriebenen Zitronenschale hellgelb schaumig. Das dauert ein paar Minuten, dann sieben Sie das Mehl und die Maisstärke darüber. Die Butter wird im kleinen Töpfchen bei geringer Temperatur zerlassen und mit dem Mehl und der Stärke vorsichtig untergehoben.

Zur Ei-Zucker-Masse gesellen sich Mehl, Stärke und zerlassene Butter.

Dabei ist Vorsicht geboten, die Zutaten sollten nämlich in nur wenigen, vorsichtigen Bewegungen mit dem großen Schneebesen vermengt werden, damit die Masse nicht zusammen fällt. Es braucht nachher die eingemixte Luft, damit der Teig beim Backen flaumig wird.

Nun legen Sie zwei Bleche mit Backpapier aus und streichen jeweils die Hälfte der Masse gleichmäßig darauf. Die Biskuit-Böden dürfen nun bei 180 Grad Umluft für höchstens 20 Minuten in den Ofen. Da nicht nur jeder Mensch, sondern erfahrungsgemäß auch jeder Ofen einzigartig ist, sollten Sie immer wieder Nachschau halten und reagieren, falls die Masse zu früh zu dunkel wird oder nach Ablauf der 20 Minuten noch zu blass ist.

Entspricht die appetitlich-braune Farbe des Teigs Ihren Ansprüchen, holen Sie die beiden Bleche aus dem Ofen. Nach ein paar Minuten ist der Teig ausgekühlt, dann stechen Sie mit einem runden Ausstecher (ca. 4 cm Durchmesser) pro Blech etwa 16 Kreise aus, die Sie auf ein Gitter legen.

Was aussieht, wie das Spielbrett von „Vier gewinnt“, ist der Rest des Biskuit-Teiges, der gleich zur Füllung verarbeitet wird.

Die Füllung macht den Unterschied
Um die Füllung herzustellen, schneiden Sie die Teigreste klein und werfen die kleinen Biskuit-Würfel in eine Schüssel. Darüber reiben Sie die Schale einer Orange. Dann pressen Sie die Orangen aus und lassen den Saft mit der Marillenmarmelade, den 80 Gramm Zucker und dem Rum in einem Topf kurz aufkochen.

Diese Mischung gießen Sie nun über die Teigreste. Nach zwei, drei Minuten rühren Sie kräftig durch, damit sich die Zutaten gut vermischen. Dann setzen Sie den Ausstecher auf einen Teigkreis, befüllen ihn mit der Füllung und setzen darüber einen zweiten Teigkreis. Die noch nackten Törtchen werden nun kühl gestellt.

Der Kinderwunsch: Punschkrapfen ohne Punsch
Übrigens: Den Rum können Sie problemlos weglassen – die Krapfen schmecken auch alkoholfrei ganz ausgezeichnet. Dass der Name dann nicht mehr zu den Törtchen stimmt, stört nur Pedanten. Den Kindern ist das herzlich egal, die freuen sich einfach, guten Gewissens in die punschlosen Punschkrapfen beißen zu können.

So sehen die nackten Punschkrapfen aus – bereits fein gefüllt und mit Marmelade bestrichen.

Nach einer Stunde werden die kühlen Törtchen mit erwärmter Marmelade bestrichen und mit der Punschglasur überzogen. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich ausnahmsweise zu faul war, die rosa Glasur selbst herzustellen. Ich habe zum Fertigstellen ein Fertigprodukt gekauft. Bitte nicht weitersagen – Ausnahmen bestätigen die Regel! Zum Abschluss garnieren Sie die Törtchen noch mit einer kandierten Kirsche.

Ihr Wohnzimmer wird zum Ballsaal
Mit den fertigen Punschkrapfen können Sie nun den Fasching in Ihrem Wohnzimmer zelebrieren – heuer wohl alleine, aber unter dem Motto „me, myself and I“ sind Sie quasi schon zu dritt, wenn auch nur mit Ihnen und sich selbst. Wenn Sie bei Ihrem FFP2-Maskenball dann die Maske lüften und ein Stück Punschkrapfen in Ihren Mund schieben, sehen Sie selbst die nervigsten Verschwörungstheoretiker für ein paar Minuten durch die rosarote Brille.

Leichte Musik aus Wien
Dazu erklingt wieder einmal originelle Musik aus der fernen Hauptstadt. Stammleser dieser Seite kennen das probelokaleigene Faible für zeitgemäße Wiener Musik bereits – die Strottern, Ernst Molden oder Willi Resetarits geben sich am Plattenteller regelmäßig ein Stelldichein. Heute schaut das originelle Pop-Duo „Wiener Blond“ mit seinem Album „Endlich salonfähig“ vorbei. Im Song „Der letzte Kaiser“ besingen Verena Doublier und Sebastian Radon die Stadt Wien mit der Textzeile „Deine Arroganz ist nüchtern nicht zu ertragen“. Da ist was dran.

Den dazu passenden Opernball müssen Sie sich ausdenken. Stellen Sie sich einfach vor, wie Birgit Sarata in bunter Robe die Feststiege zu Ihrer Wohnung empor schreitet, Harald Serafin Ihre Mini-Bar ganz wunderbar findet und Alfons Haider auf Ihrem Balkon die gnä‘ Frau Bundespräsidentin umgarnt. Dazu tanzen Sie zu Wiener Blonds „Öffi-Walzer“ einfach im Dreivierteltakt. Schwierige Zeiten schreien nach Auflockerung, da haben auch Schlager und Operetten ihren Platz. Und natürlich bunte Mehlspeisen. Küss‘ die Hand!

Zutaten:
Teig:
6 Eier, 140 Gramm Zucker und 20 Gramm Vanillezucker, abgeriebene Schale einer Zitrone, Prise Salz, 150 Gramm Mehl, 30 Gramm Maisstärke, 90 Gramm Butter
Füllung: 4 Orangen, 150 Gramm Marillenmarmelade, 80 Gramm Zucker, Schuss österr. Inländer-Rum (kein Muss!)
Glasur: 50 Gramm Marillenmarmelade, 400 Gramm Punschglasur, kandierte Kirschen

Musiktipp:
Album „Endlich salonfähig“ aus dem Jahr 2019 von „Wiener Blond“ und dem Wiener Salonorchester, Label Crowd & Ryben (Alive)

Post Author: Dan

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